Fr., Feb. 16th 2024
Temenos, ein Pionier auf dem Gebiet der Bankensoftware, steht inmitten von Finanzinnovationen und Anschuldigungen auf dem Prüfstand.
Die Aktien des Genfer Bankensoftwareherstellers Temenos sind am Donnerstag stark eingebrochen. Hintergrund ist ein Bericht des Leerverkäufers Hindenburg Research, der von schweren Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung von Temenos spricht. Der Verwaltungsrat hat die Vorwürfe inzwischen entschieden zurückgewiesen.
In dem Bericht, der am Donnerstagnachmittag mitten im Handel veröffentlicht wurde, spricht Hindenburg Research von schwerwiegenden Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung von Temenos - wie etwa Anzeichen für manipulierte Gewinne. Zu den Unregelmäßigkeiten gehören "Beweise für Roundtrip-Einnahmen, Scheinpartnerschaften, übermäßiges Vorziehen von Vertragserneuerungen, rückdatierte Verträge, Überkapitalisierung von scheinbar nicht existierenden F&E-Investitionen und andere klassische buchhalterische Warnsignale."
Dies beruhe auf Gesprächen mit 25 ehemaligen Temenos-Mitarbeitern, so Hindenburg. Diese Bilanzierungspraktiken seien wohl unter vielen ehemaligen Mitarbeitern ein offenes Geheimnis gewesen, so der Leerverkäufer weiter. Mehrere der Befragten hätten angegeben, dass Interims-CEO Andreas Andreades diese Praktiken gefördert und dazu beigetragen habe, die Unzufriedenheit der Kunden mit den Produkten und die Personalfluktuation zu verschleiern.
Am Ende des mehrseitigen Berichts weist Hindenburg Research aber auch darauf hin, dass es "short" in Temenos-Aktien ist, also auf fallende Kurse setzt.
Temenos wies die Vorwürfe nach stundenlangem Warten am späten Donnerstagnachmittag kurz vor Börsenschluss mit Nachdruck zurück. Der Hindenburg-Bericht enthalte sachliche Ungenauigkeiten und analytische Fehler sowie falsche und irreführende Aussagen, teilte der Verwaltungsrat des Genfer Unternehmens in einer Stellungnahme mit. Die Aktien waren kurz zuvor vom Handel ausgesetzt worden.
In der Erklärung drückte der Verwaltungsrat sein Vertrauen in die Stärke des Geschäfts, die finanzielle Leistung und die Liquiditätsposition von Temenos aus. Temenos wird seine Finanzzahlen für 2023 wie geplant am kommenden Montag nach Börsenschluss vorlegen. Die geprüften Ergebnisse werden mit den am 19. Januar 2024 angekündigten vorläufigen Zahlen übereinstimmen, hieß es.
Die jährlich wiederkehrenden Umsätze würden die Prognosen übertreffen. Auch die Gesamtzahl der Softwarelizenzen und das Betriebsergebnis EBIT lagen deutlich über den Mindestprognosen. Der freie Cashflow stieg um 26 Prozent auf 242,6 Millionen Dollar. Die Konzernleitung erwartet auch für die kommenden Jahre ein starkes Wachstum des Free Cash Flow.
Der Handel wurde um 17.15 Uhr wieder aufgenommen. Die Aktie blieb jedoch im Minus und beendete den Handelstag mit einem Minus von 28,2 Prozent auf 63,54 Franken. Mit dem Tagestief von 58,50 Franken fiel der Kurs sogar unter die 60-Franken-Marke und damit auf den tiefsten Stand seit März 2023.
©Keystone/SDA