Mi, 28. Feb. 2024
Swisscom plant eine 8-Milliarden-Euro-Übernahme von Vodafone Italia, um mit Fastweb zu fusionieren und ihre europäische Präsenz zu verstärken.
Swisscom plant eine massive Übernahme in Italien. Der Schweizer Telekommunikationskonzern will den Mobilfunkanbieter Vodafone Italia für 8 Milliarden Euro kaufen und mit seiner Mailänder Breitbandtochter Fastweb zusammenlegen.
Das Gerücht kursiert bereits seit Dezember in den Medien, nun macht Swisscom es offiziell. Gemäss einer Medienmitteilung vom Mittwoch befindet sie sich in exklusiven Gesprächen über einen möglichen Kauf von Vodafone Italien. Geplant ist eine Übernahme von 100% Vodafone Italia-Aktien in bar.
Damit würde der zweitgrößte Telekommunikationsanbieter in Italien hinter dem Branchenführer TIM entstehen. Vodafone Italien beschäftigte im März letzten Jahres rund 5.700 Mitarbeiter, Fastweb bis Ende 2023 gut 3.000.
Die Swisscom-Tochter Fastweb steuerte im vergangenen Geschäftsjahr 2,6 Milliarden Franken bei, knapp ein Viertel des Swisscom-Gesamtumsatzes von über 11 Milliarden Franken. Vodafone Italien hingegen erzielte zuletzt einen Umsatz von knapp 4,4 Milliarden Euro. Das fusionierte Unternehmen dürfte einen Umsatz von knapp 7 Milliarden Franken erzielen.
Mit 8,1 Milliarden machte das Schweizer Geschäft der Swisscom zuletzt fast drei Viertel des Gesamtumsatzes aus. Kommt die Fusion zustande, würde das Schweizer Geschäft knapp über 50 Prozent und das italienische Geschäft knapp unter 50 Prozent des Umsatzes ausmachen.
Swisscom hat Fastweb im Jahr 2007 übernommen. Der Schweizer Telekommunikationskonzern erhoffte sich dadurch Wachstumschancen, da der Schweizer Markt zu diesem Zeitpunkt bereits sehr gesättigt war.
Fastweb bot von Anfang an nur Breitband an und musste die Mobiltelefonie zukaufen. Das soll sich nun mit der Übernahme durch Vodafone ändern.
Fastweb ist stark im Festnetz, während Vodafone im Mobilfunkbereich eine wichtige Rolle spielt. Swisscom verspricht sich von der Übernahme "Grössenvorteile, effizientere Kostenstrukturen und erhebliches Synergiepotenzial". Der Zusammenschluss wird es Swisscom zudem ermöglichen, in Italien gebündelte Pakete für das Breitbandnetz und die Mobiltelefonie anzubieten.
Gemäss der Medienmitteilung gibt es nur wenige Überschneidungen zwischen den beiden Unternehmen. Swisscom betonte zudem, dass sich eine solche Übernahme positiv auf die Dividende und den Cashflow von Swisscom auswirken würde.
Ob es tatsächlich zu einer Transaktion kommt, ist derzeit noch unklar. Die Verhandlungen befinden sich jedoch in einem fortgeschrittenen Stadium. Gut informierten Quellen zufolge ist die Übernahme noch für dieses Jahr geplant.
Vodafone will sein italienisches Geschäft schon seit einiger Zeit verkaufen. Das Unternehmen unterstützt "die Konsolidierung des Marktes in Ländern, in denen das Unternehmen keine angemessene Rendite auf das investierte Kapital erzielt", heißt es in einer Vodafone-Pressemitteilung vom Dezember.
Dies gilt nach Angaben der Gruppe auch für Italien, weshalb das dortige Geschäft verkauft oder zusammengelegt werden soll. Die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem französischen Konkurrenten Iliad in Italien scheiterte jedoch kürzlich an unterschiedlichen Preisvorstellungen.
An der Börse löste die Ankündigung vorerst keine Begeisterungsstürme aus. Die Swisscom-Aktien gaben eine knappe Stunde nach Handelsbeginn um -0,4 Prozent auf CHF 508,20 nach, während der Gesamtmarkt um 0,5 Prozent zulegte.
Der Zusammenschluss mit Vodafone Italien bietet erhebliches Kostensynergiepotenzial und dürfte mittelfristig eine Marktbereinigung unterstützen, so ein Kommentar der Bank Vontobel. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sich die Übernahme kurzfristig positiv auf die Dividendenpolitik von Swisscom auswirken wird, "angesichts der Schuldenlast und der Integrationsbemühungen".
©Keystone/SDA
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