UN: Anzeichen für eine drohende Hungersnot im Gazastreifen
Published: Wednesday, Apr 24th 2024, 12:40
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Der Direktor des Genfer Büros des Welternährungsprogramms (WFP), Gian Carlo Cirri, hat davor gewarnt, dass dem Gazastreifen in naher Zukunft eine Hungersnot droht, wenn nicht massiv mehr Nahrungsmittel verteilt werden.
"Die Situation ist äußerst besorgniserregend", sagte er bei der Vorstellung eines Berichts über die weltweiten Hungerkrisen am Mittwoch in Genf. "Wir kommen einer Hungersnot jeden Tag näher". Er erinnerte an zuvor veröffentlichte Schätzungen, wonach ein Drittel der Kinder im Gazastreifen unter zwei Jahren akut unterernährt ist.
"Es gibt genügend Hinweise darauf, dass alle drei Schwellenwerte für eine Hungersnot - Ernährungsunsicherheit, Unterernährung und Sterblichkeit - in den nächsten sechs Wochen überschritten werden", so Cirri. Manche Menschen essen Tierfutter, um zu überleben. Eine Hungersnot kann nur abgewendet werden, wenn die Nahrungsmittelversorgung sofort und nachhaltig verbessert wird.
Seit dem verheerenden Angriff palästinensischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober, bei dem 1.200 Menschen starben, führt Israel Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen. Es hat das Küstengebiet weitgehend abgeriegelt.
UN-Organisationen werfen Israel vor, Hilfskonvois mit Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung nur schleppend zu entsenden und während der laufenden Militärschläge keine ausreichende Sicherheit für die Verteilung der Güter zu gewährleisten. Israel weist die Vorwürfe zurück. Die Behörden veröffentlichen in den sozialen Medien immer wieder Bilder von vollen Märkten, auch im Norden des Gazastreifens, wo die humanitäre Lage als besonders katastrophal gilt, und behaupten, dass es dort keine Hungerkrise gibt.
Cirri betonte, dass sich die Vereinten Nationen bei ihren Einschätzungen nicht auf Informationen der palästinensischen Gesundheitsbehörden stützen, sondern eigene Mitarbeiter vor Ort haben. Die UN-Organisationen seien sich sehr sicher, dass sie die Lage vor Ort richtig einschätzen würden.
©Keystone/SDA