Russland-Sanktionen - Der letzte Sargnagel für die Schweizer Neutralität

Russland-Sanktionen - Der letzte Sargnagel für die Schweizer Neutralität

Mi, 8. Mrz 2023

Was wäre die Schweiz ohne ihre Neutralität? Unser politischer Autor Remy Delalande untersucht, warum die Neutralität der Schweiz bröckelt und wie es dazu kam. 
In einer Pressekonferenz 2022 erläuterten der ehemalige Bundespräsident Ignazio Cassis und drei Regierungsmitglieder den Entscheid, Sanktionen gegen Russland zu verhängen (Keystone SDA).

Die Schweiz hat sich lange Zeit als führend in der NeutralitätDie Neutralität des Landes ist jedoch seit dem Ende des Kalten Krieges immer mehr in den Hintergrund getreten.

Selbst in peinlichen Fällen von Steuerhinterziehung und Geldwäsche konnte die Schweiz ihren neutralen Ruf bis 2022 weitgehend bewahren. Doch im letzten Jahr hat die Schweiz eine historische Kehrtwende vollzogen und ihre Neutralität aufgegeben, um die EU und die Amerikaner als pragmatische Geste im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg zu beschwichtigen.

Die kompromittierenden Partnerschaften der Schweiz: Die UNO und die NATO

Die jüngste Entwicklung der Schweiz Wahl in den UNO-Sicherheitsrat sieht eher nach einem Fehler als nach einer echten Errungenschaft für ein Land aus, das sich der Blockfreiheit und der Friedensstiftung verschrieben hat. Schon der späte UNO-Beitritt der Schweiz im Jahr 2002 wurde von einer starken Minderheit von Bürgern heftig bekämpft, die befürchteten, dass ein solcher Schritt nicht mehr mit der Neutralität vereinbar sei. Die umstrittene Rede des Schweizer Außenminister Ignacio Cassis im UNO-Sicherheitsrat wird wohl nicht als leuchtendes Beispiel für Schweizer Neutralität in Erinnerung bleiben.

Eine aktuelle 2020 Spionageskandal (unter andere) unter Beteiligung der Schweizer Krypto AG Eine in Zug ansässige Firma, die in großen Mengen hochmoderne verschlüsselte Kommunikationsgeräte ins Ausland verkaufte, enthüllte, dass sowohl die CIA als auch der deutsche BND jahrzehntelang die Korrespondenz ausländischer Regierungen über heimlich abgeschaltete Geräte ausspioniert haben. Ein Parlament 2020 Untersuchung enthüllte, dass die Schweizer Geheimdienste seit 1993 von solchen ausländischen Einmischungen wussten, dem Bundesrat aber bis 2019 nichts davon erzählten.

Im Jahr 1996 trat die Schweiz heimlich der militärischen "Partnerschaft für den Frieden" der NATO bei, ohne ein Referendum darüber abzuhalten. Seither hat sich die Schweiz der NATO-Doktrin angeschlossen, ebenso wie der militärischen Interoperabilität und den Beschaffungen (F/A-18 Hornets, und bald F-35-Kampfjets und Patriot-Raketen) aus den Vereinigten Staaten. Die Schweizer Verteidigungsministerin Viola Amherd hatte zuvor gefordert, dass die Angebote angesichts des Ukraine-Konflikts zurückgezogen werden. Doch das Bundesamt für Rüstungsbeschaffung (Armasuisse) kam dieser Forderung zuvor und unterzeichnete den Kaufvertrag mit der US-Regierung.

Im Rahmen dieser militärischen Zusammenarbeit führt der Korpskommandant Hans-Peter Walser, Chef des Schweizerischen Ausbildungskommandos, derzeit eine Arbeitsbesuch in den Vereinigten Staaten. wo er mit einer Delegation der US-Streitkräfte und der NATO zusammenkommen wird, um die bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit zu erörtern.

A 2022 Bericht zur nationalen Sicherheit an den Bundesrat beschrieb die Strategie zur Wahrung der Neutralität wie folgt:

"Auf militärischer Ebene muss die Interoperabilität mit den Armeen der NATO und der Europäischen Union zur Norm werden, ohne dass wir unsere Neutralität aufgeben müssen. Die Schweiz arbeitet seit einem Vierteljahrhundert im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden mit dem Atlantischen Bündnis zusammen und ist daher bereits mit den Anforderungen der Interoperabilität vertraut.


Dem Beispiel anderer neutraler und bündnisfreier Partner wie Finnland und Schweden folgend, sollten wir auch an NATO-Übungen gemäß Artikel 5 des Nordatlantikvertrags teilnehmen."

Als die Schweiz anbot, als Friedensvermittler zwischen Russland und der Ukraine aufzutreten, war es keine Überraschung, dass Russland verweigert mit der Begründung, dass die Schweiz nach der Spiegelung der EU nicht mehr neutral sei Sanktionen.

Das schweizerische Parlament befindet sich auf dem Bundesplatz in Bern.
Die Schweizerische Nationalbank und ihre Allianzen

Die Schweizer Regierung und ihre Schweizerische Nationalbank (SNB) waren von Anfang an eng mit Bretton-Woods-Institutionen wie dem IWF und der Weltbank verflochten.

Die SNB meldete kürzlich einen Verlust von 132 Mrd. CHF, der ihre Verantwortlichkeit durch den ehemaligen Finanzminister in Frage stellt Ueli Maurerund die Kantonedie ihren rechtmäßigen Anteil an den Gewinnen der Vergangenheit nicht erhalten haben.

Was jedoch weniger Schlagzeilen gemacht hat, ist die umstrittene Abhängigkeit der SNB von der U.S.-Markt und insbesondere auf Big Tech. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte die SNB eine schwindelerregende $177 Milliarden in US-Aktienbeständen darunter massive Investitionen in Apple, Microsoft und Google. Zu Recht hat die SNB die beschuldigt, nichts anderes als ein riesiger Hedgefonds zu sein den Dollar und den US-Aktienmarkt zu stützen. Als der frühere Chef der SNB, Philipp Hildebrand, 2012 zum Rücktritt gezwungen wurde, weil (später abgewiesene) Vorwürfe des Insiderhandelswurde er schnell von der amerikanischen multinationalen Investmentgesellschaft angeworben. BlackRock. Der Wechsel des Arbeitgebers erregte Aufsehen und betrifft dass sich die amerikanische und die schweizerische Finanzindustrie möglicherweise zu gut kennen.

Die Schweizer Verteidigungsministerin Viola Amherd an einer Pressekonferenz Anfang des Monats (Keystone SDA).
Potemkinsche Neutralität

Seit Jahrzehnten ist die Schweiz stark von ihren Handels- und Investitionsbeziehungen mit den USA und der EU abhängig, weit vor allen anderen Handelsblöcken. Aufgrund ihrer Abhängigkeit von diesen Märkten ist es nicht verwunderlich, dass sich die Schweiz nun deren zunehmendem Regulierungsdruck, Mandaten und Drohungen in Bezug auf militärische Angelegenheiten, Migration und mehr beugen muss. Die Tage der Schweizer Autarkie sind längst vorbei.

Dies hat zur Folge, dass internationale Rechtsvorschriften unter westlicher Führung, die von der EU, den USA, der OECD und der UNO stammen, regelmäßig als innerstaatliches Recht in einer Praxis enden, die als "Fax-Diplomatie" oder allgemeiner als "internationale Compliance" bezeichnet wird. Die Schweizer Diplomatie hat in der Tat ihren Elan verloren; die Kabinettsmitglieder verbringen nun viel mehr Zeit damit, internationale Treffen wie das Weltwirtschaftsforum in Davos zu empfangen und sowohl militärische Sicherheit als auch diplomatische Dienstleistungen zu erbringen.

Wie andere westliche Länder ist die Souveränität der Schweiz zu einem Schatten ihrer selbst geworden, da die Mainstream-Medien jahrzehntelang darauf hingearbeitet haben, die Zustimmung der Öffentlichkeit zum Entzug ihrer Grundrechte für ein angeblich höheres Gut herzustellen.

Demokratische Rechte wie das Wählen, um sich dem internationalen Regulierungsdruck zu entziehen, ungerechte Regierungsentscheidungen anzufechten und Eliten für ihre Missetaten zur Rechenschaft zu ziehen, gelten heute als verstaubt, wenn nicht gar als offen subversiv. Leider hat das "progressive" Vokabular die öffentliche Debatte wie ideologische Totems so sehr geprägt, dass alles, was sich gegen Souveränität und Neutralität richtet, nicht mehr offen in Frage gestellt werden kann.

Dies hat zu einer ziemlich homogenen und feigen politischen Elite geführt, die alle Zweige der Regierung sowie die subventionierten Medien und NROs kontrolliert. Infolgedessen ist den souveränen Völkern bei wichtigen Entscheidungen in der Wahlkabine nicht mehr zu trauen, da sie zunehmend als "populistischer" Feind betrachtet werden, der sogar gegen ihren eigenen Willen verwaltet werden muss.

Dieser Artikel darf frei weitergegeben und nachgedruckt werden, vorausgesetzt, es wird auf den Originalartikel verwiesen.

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