Berner Forscher kleben Medikamente direkt an die Darmwand

Berner Forscher kleben Medikamente direkt an die Darmwand

Do, 26. Okt. 2023

Mit einem von der Universität Bern entwickelten Gel lassen sich Medikamente direkt an die entzündete Darmwand kleben. Patienten mit Colitis ulcerosa, einer chronisch entzündlichen Erkrankung, soll so gezielter und mit weniger Nebenwirkungen geholfen werden.

Quelle: x.com

Das neue Lipidgel verbleibt an der Darmwand und gibt seinen Wirkstoff gleichmässig ab, teilte die Universität Bern (Unibe) am Dienstag mit. Bei Raumtemperatur ist es flüssig und kann als Einlauf in den entzündeten Bereich des Dickdarms injiziert werden. Dort bildet es bei Körpertemperatur ein zähflüssiges und klebriges Gel und bleibt für mindestens sechs Stunden haften.

Zu den Symptomen der Colitis ulcerosa gehören krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall, Appetit- und Gewichtsverlust sowie Müdigkeit. Den Forschern zufolge erzielen Medikamente dagegen oft nicht die gewünschte Wirkung, trotz häufiger Nebenwirkungen.

Die Forscher wollten dem mit einer gezielten Verabreichung entgegenwirken. Ein Medikament ist in der Regel am wirksamsten, wenn es genau dort verabreicht wird, wo es im Körper wirken soll. Wird es dagegen geschluckt oder gespritzt, verteilt es sich im ganzen Körper. Dadurch erhöht sich das Risiko unerwünschter Wirkungen.

Tests an Mäusen erfolgreich

Nach ersten Tests mit künstlichen Membranen und Darmgewebeproben von Ratten testeten die Forscher das Gel an lebenden Mäusen mit einer Darmentzündung, die mit der Colitis ulcerosa beim Menschen vergleichbar ist. Dazu füllten sie das Gel mit Wirkstoffen, die für die Behandlung von Colitis ulcerosa beim Menschen zugelassen sind. Die Wirkstoffe werden nach Angaben von Unibe oral eingenommen und haben bei herkömmlicher Anwendung erhebliche Nebenwirkungen.

Den Forschern zufolge verbesserte sich der Gesundheitszustand der behandelten Mäuse in den Tests deutlich. Sie wiesen bessere Entzündungswerte auf als die Kontrollgruppe und verloren weniger Gewicht. Bevor erste Versuche an Patienten folgen können, sind laut der Universität Bern jedoch weitere Tests an Tiermodellen nötig.

©Keystone/SDA

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