Do, 9. November 2023
Eineinhalb Jahre nach der Zulassung durch das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic ist die Abnehmspritze Wegovy seit dieser Woche erstmals in der Schweiz erhältlich. Die Lancierung erfolgt in einem Kontingent und kontrolliert.
Diese Einschränkungen werden auf absehbare Zeit bestehen bleiben, wie Irène Stephan, Medienverantwortliche des dänischen Industriekonzerns Novo Nordisk für die Schweiz, am Mittwoch in einem Artikel der Tamedia-Zeitung bestätigte.
Die Patientinnen und Patienten dürfen das Medikament nur im Rahmen der von Swissmedic angegebenen Indikationen und unter ärztlicher Kontrolle einnehmen. Voraussetzung ist demnach eine Adipositas mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 oder einem BMI von 27 bis 30 mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung. Ausserdem sind laut der Arzneimittelbehörde Swissmedic eine Kalorienreduktion und Massnahmen für mehr Bewegung erforderlich.
Novo Nordisk will den Missbrauch als Lifestyle-Medikament verhindern. Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte Stephan, das Unternehmen sei "sehr darauf bedacht, dass die Medikamente zur Gewichtskontrolle verantwortungsvoll und entsprechend der Zulassung verschrieben werden".
Das Unternehmen steht in Kontakt mit den Fachleuten, so dass Menschen mit den höchsten Bedürfnissen Vorrang haben und ihre Betreuung gewährleistet ist.
Das Pharmaunternehmen empfiehlt ausdrücklich, das Medikament nur im Rahmen der Zulassung zu verschreiben. In der Schweiz hingegen liegt die Empfehlung und Abgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten im Ermessen der Ärzte.
Dass das Medikament erst anderthalb Jahre nach seiner Zulassung für die Behandlung von Fettleibigkeit in die Schweiz kommt, liegt an Produktionsengpässen, die durch die übermässige Nachfrage verursacht wurden. Nach der Einführung von Wegovy in den USA vor zwei Jahren gab es einen großen Hype um dieses und andere Injektionspräparate zur Gewichtsreduktion, insbesondere um das Diabetes-2-Präparat Ozempic, ebenfalls von Novo Nordisk.
Der Hype wurde durch Erfahrungsberichte in den sozialen Medien ausgelöst. In Zulassungsstudien verloren die Probanden durchschnittlich 12,5 Prozent ihres Körpergewichts. Dank seiner Schlankheitsspritzen ist der dänische Pharmahersteller heute das wertvollste Unternehmen in Europa.
Ob Wegovy in die Liste der von den Krankenkassen erstatteten Spezialitäten aufgenommen wird, war am Mittwoch noch nicht klar. Laut Stephan sind Gespräche mit dem zuständigen Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Gange.
Sollte die Injektion der obligatorischen Krankenpflegeversicherung unterstellt werden, würde das BAG den Preis anhand eines Quervergleichs mit anderen Arzneimitteln für die gleichen Indikationen und anhand von Preisvergleichen im Ausland festlegen.
Der Preis für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel richtet sich nach dem Herstellerpreis und der Verkaufsspanne der Apotheke, auf die der Hersteller keinen Einfluss hat. Wegovy muss einmal pro Woche verabreicht werden. Gemäss den Tamedia-Zeitungen kostet eine Monatsdosis in Deutschland 300 Franken.
Der Wirkstoff in Wagovy ist Semaglutid. Er löst ein Hormon aus, das den Appetit zügelt und die Insulinausschüttung stimuliert. Semaglutid wurde ursprünglich für die Behandlung von Diabetes 2 entwickelt und ist unter dem Namen Ozempic erhältlich.
Wagovy enthält eine höhere Dosis des Wirkstoffs als Ozempic. Die gewichtsreduzierende Wirkung und der damit verbundene Hype führten auch zu einer Verknappung von Ozempic, das eigentlich für Diabetes-2-Patienten gedacht ist.
Gemäss der Gesundheitsbefragung 2022 des Bundesamtes für Statistik sind in der Schweiz 31% der Bevölkerung über 15 Jahre übergewichtig und 12% fettleibig.
©Keystone/SDA
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