Do, 2. November 2023
Die Schweizer Bevölkerung steht dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Nachrichtenproduktion kritisch gegenüber. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich (FÖG).
Wie die FÖG am Montag bei der Präsentation ihres aktuellen Jahrbuchs zur Qualität der Schweizer Medien mitteilte, würden nur 29 Prozent der Schweizer Bevölkerung vollständig von KI generierte Artikel lesen. Das geht aus den Antworten von 1254 Personen aus der Deutsch- und Westschweiz hervor, die im Juli an der FÖG-Umfrage teilgenommen haben.
Bei Texten, die von Medienschaffenden ohne den Einsatz von KI verfasst wurden, liegt die Bereitschaft dagegen bei 84 Prozent. "Für das Publikum ist die Rolle der Journalisten in der Berichterstattung nach wie vor zentral", resümierte FÖG-Forschungsleiter Daniel Vogler bei der Präsentation der Studie in Zürich.
Die Umfrage zeigt auch, dass die Akzeptanz von KI in den Medien vom jeweiligen Thema abhängt: Bei Nachrichten über das Wetter, Sport und Börsenkurse oder bekannte Persönlichkeiten können sich die Befragten eher vorstellen, KI-generierte Artikel zu lesen. Bei Nachrichten über Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder Kultur ist die Akzeptanz dagegen deutlich geringer.
Ein weiteres Ergebnis: Nur rund zehn Prozent der Befragten wären bereit, für vollständig mit KI geschriebene Medienartikel zu bezahlen. Eine deutliche Mehrheit der Befragten möchte zudem, dass Medienunternehmer von KI-Anbietern entschädigt werden, wenn Textroboter wie ChatGPT auf journalistische Inhalte zugreifen.
Die FÖG empfiehlt den Schweizer Medien zu deklarieren, wenn sie KI einsetzen. "Nur so kann sich der Journalismus von der wachsenden Zahl unseriöser Angebote abheben", sagte Direktor Mark Eisenegger laut Mitteilung. Die Umfrage ergab, dass mehr als 80 Prozent der Befragten wollen, dass KI-generierte Medieninhalte entsprechend deklariert werden.
Die FÖG schreibt in ihrem Jahrbuch auch, dass die Zahl der so genannten Nachrichtenmuffel in der Schweiz weiter gewachsen ist. Sie erreicht mittlerweile 43 Prozent der Bevölkerung. Damit sind Menschen gemeint, die kaum je Nachrichten lesen, hören oder sehen.
Andererseits stellt das FÖG auch fest, dass die Qualität der Berichterstattung in den Schweizer Medien seit 2015 einen neuen Höchststand erreicht hat. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg hätten dazu beigetragen, so das Zentrum.
Im aktuellen Jahrbuch untersuchten die Medienforscherinnen und -forscher speziell die Qualität von Nachrichtenbeiträgen auf sozialen Medien wie TikTok und Instagram. Dabei kam heraus, dass die Schweizer Medien auf diesen Plattformen mehr klassifizierte Artikel veröffentlichen als auf ihren Nachrichtenplattformen. Dies sei auch positiv, sagte Linards Udris von der FÖG gegenüber den Medien.
Um zu verhindern, dass die Zahl der Menschen, die unter Nachrichtenmangel leiden, zunimmt, sollte ein Journalismus praktiziert werden, der auch positive Nachrichten enthält. Das Forschungszentrum empfiehlt, nicht nur Probleme zu beschreiben, sondern auch Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
©Keystone/SDA