Swisscom verschreckt Investoren mit Umsatzzielsenkung
Published: Thursday, Nov 2nd 2023, 13:02
Updated At: Friday, Nov 3rd 2023, 00:54
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Swisscom hat in den ersten neun Monaten ein solides Ergebnis erzielt. Gegenwind kam jedoch von der Währungsfront. Der "blaue Riese" senkt deshalb sein Umsatzziel für das Gesamtjahr. Den Anlegern gefällt das gar nicht: Der Aktienkurs stürzt ab.
Der grösste Schweizer Telekomanbieter hat sich gut geschlagen. Der Umsatz stieg von Januar bis Ende September um 0,3 Prozent auf 8,2 Milliarden Franken, wie der Konzern am Donnerstag in einem Communiqué mitteilte.
Belastet wurde Swisscom durch die Euro-Schwäche, die den Ergebnisbeitrag der Mailänder Breitbandtochter Fastweb drückte. Bereinigt um Währungseffekte wäre der Konzernumsatz um 0,9 Prozent gestiegen.
Operativ zeigte sich das übliche Bild: Im Schweizer Kerngeschäft sank der Umsatz leicht um 0,6 Prozent. Ein deutliches Wachstum verzeichnete Swisscom hingegen erneut in Italien (+6 Prozent).
Erheblich mehr Gewinn
Auf der Ertragsseite sieht es besser aus: Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) stieg um 4,1 Prozent auf 3,5 Milliarden Franken. Dazu trug auch der Wegfall von Sondereffekten wie einer Busse der Eidgenössischen Wirtschaftskommission (Weko) bei, die das Vorjahresergebnis belastet hatten. Ohne die Einmaleffekte und bei konstanten Währungen wäre der EBITDA um 2,2 Prozent gestiegen.
Unter dem Strich kletterte der Reingewinn sogar um 7,9 Prozent auf 1,3 Milliarden CHF. Dazu beigetragen haben auch Kostensenkungen, die über das ursprüngliche Sparziel hinausgingen: Im Schweizer Kerngeschäft konnte die Swisscom den Umsatzrückgang durch Effizienzsteigerungen kompensieren. "Insgesamt sind wir sehr zufrieden", sagte Konzernchef Christoph Aeschlimann in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AWP.
Mit ihren Zahlen übertraf die Gruppe die Erwartungen der Analysten, insbesondere was den Gewinn betrifft.
Umsatzziel gesenkt
Der Finanzgemeinde gefallen die Aussichten jedoch überhaupt nicht: Wegen des Euro-Einbruchs und schwächerer Handy-Verkäufe senkt Swisscom das Umsatzziel für das Gesamtjahr 2023 auf 11,0 Milliarden Franken, nachdem bisher ein Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken angepeilt wurde. Die Senkung des Umsatzziels war von der Mehrheit der Analysten nicht erwartet worden.
Bisher habe Swisscom mit einem Wechselkurs von 1,00 Franken für den Euro gerechnet, sagte Finanzchef Eugen Stermetz in einer Telefonkonferenz: "Das hat sich nicht bewahrheitet. Wir gehen nun von einem Wechselkurs von 0,98 Franken aus. Das wird uns 50 Millionen Franken Umsatz kosten."
Zudem hätten sich bestimmte Geschäfte in der Schweiz etwas schlechter entwickelt als erwartet. Neben geringeren Handy-Verkäufen seien auch die Umsätze aus dem Telekom-Geschäft und dem IT-Dienstleistungsgeschäft etwas geringer ausgefallen als erwartet, sagte der Finanzchef. Dies habe sich aber kaum auf den Gewinn ausgewirkt.
Die übrigen Ziele liess der Branchenführer unverändert: Der EBITDA soll 4,6 bis 4,7 Milliarden Franken erreichen. Allerdings wiederholte Stermetz die Aussage, dass der EBITDA eher am unteren Ende der Spanne liege. Denn die Währungsentwicklung wirkt sich auch auf den Gewinn aus, wenn auch nicht so stark wie auf den Umsatz.
Aktie stürzt auf Jahrestief
Bis zum Mittag brach der Aktienkurs an der SIX Swiss Exchange um gut 5 Prozent auf 522 Franken ein. Dies ist der tiefste Stand seit Anfang Januar. Der SMI-Gesamtmarkt lag derweil ein halbes Prozent höher.
Es stellt sich die Frage, ob der Einbruch des Euro nicht noch grösser werden wird. Immerhin notiert der Euro seit Mitte des Jahres unter der Marke von 0,98 CHF.
©Keystone/SDA