Deep Purple feiern 50 Jahre eines Klassikers: "It's a shock"
Published: Wednesday, Mar 27th 2024, 11:50
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Vor gut 50 Jahren veröffentlichten Deep Purple ihr legendäres Album "Machine Head", das jetzt neu aufgelegt wird. Darauf enthalten ist ihr berühmtester Song "Smoke On The Water" - der eigentlich nur eine Notlösung war.
Es ist ein Gitarrenriff für die Ewigkeit. "Dam, dam, daaaam. Dam, dam, da-daaaaam!" Das Intro des Deep-Purple-Hits "Smoke On The Water" verleitet selbst Leute, die mit Hardrock nichts am Hut haben, dazu, die Luftgitarre zu spielen. Mehr als 50 Jahre nach der Veröffentlichung des Songs erinnert sich Deep Purple-Sänger Ian Gillan. "Der Song war nur eine Notlösung", sagt der 78-Jährige in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in London. "Unser Album war zu kurz."
"Machine Head" heißt das Album, das 1971 unter besonderen Umständen in Montreux, Schweiz, aufgenommen wurde. Der Song "Smoke On The Water" erzählt die Geschichte. Das sechste Studioalbum von Deep Purple gilt heute als ein absoluter Klassiker der Rockgeschichte. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums wurde "Machine Head" mit leichter Verspätung im großen Stil wiederveröffentlicht. Die "Anniversary Deluxe Edition" mit neuen Mixen und viel Bonusmaterial erscheint am Freitag.
"Es ist ein echter Schock", sagt Gillan bei einem Tee in einem Londoner Aufnahmestudio und verweist auf die Tatsache, dass die Aufnahmen vor über 50 Jahren gemacht wurden. "Da wir einige der Songs immer noch live spielen, ist das Album für uns natürlich immer noch lebendig." Neben "Smoke On The Water", das Deep Purple bei ihren Konzerten immer als letzten Song vor den Zugaben spielen, sind auch "Pictures Of Home", "Highway Star" und "Lazy" meist im Set dabei. "Deshalb ist das Album nie verblasst. Es war nie weg. Es hat etwas Lebendiges an sich."
Marke als Inspiration
Deep Purple wollte ursprünglich in einem Konzertsaal des Casinos von Montreux mit einem mobilen Aufnahmestudio aufnehmen. Dort war die Band bereits aufgetreten. Doch vor der Aufnahmesession kam es im Casino während eines Frank Zappa-Konzerts zu einem katastrophalen Zwischenfall, als ein Zuschauer ein Feuer verursachte. "Aber irgendein Dummkopf mit einer Leuchtpistole brannte den Ort bis auf die Grundmauern nieder", singt Gillan in "Smoke On The Water". "We ended up at the Grand Hotel."
Mehrere Wochen lang wohnten Gillan und seine damaligen Kollegen der so genannten Mark II-Besetzung - Bassist Roger Glover, Gitarrist Ritchie Blackmore, Organist Jon Lord und Schlagzeuger Ian Paice - im Grand Hotel, das über den Winter geschlossen war. Dort richteten sie das "Rolling Stones Mobile Studio" ein, das einst Mick Jagger und Co. gehört hatte. Ihr Plan war es, die Live-Atmosphäre besser einzufangen als in einem klassischen Aufnahmestudio.
Sie waren sich nicht bewusst, dass sie mit "Machine Head" einen Meilenstein in ihrer Karriere setzen würden. "Wussten wir, dass es wichtig sein würde? Nein!", sagt Gillan. "Did we enjoy it? Ja, es war fantastisch!" Nie wieder hatte die Gruppe so harmonisch zusammengearbeitet. "Die Schwierigkeiten begannen erst später, als wir (das Album) 'Who Do We Think We Are' machten."
Der mittlerweile ikonische Rocksong über die Vorgeschichte war mit einer Länge von sieben Minuten nicht wirklich als Single geeignet. "Unsere Fans mochten ihn bei den Konzerten, aber die breite Öffentlichkeit kannte ihn nicht, es sei denn, sie kauften das Album. Im Radio hat man ihn jedenfalls nicht gehört." Bis ein Vertreter der Plattenfirma bei einem Konzert in den USA die begeisterte Reaktion des Publikums erlebte und den Song auf drei Minuten kürzte. "Bumm! Plötzlich lief er nonstop im Radio, weil er ins Format passte", sagt Gillan. "Es war einfach ein Glücksfall, dass er an diesem Abend dabei war und diese Entscheidung traf."
Neu abgemischtes Album
Die "Machine Head - Deluxe Anniversary Edition" enthält einen komplett neuen Mix des Albums, für den Dweezil Zappa, Sohn des 1993 verstorbenen Frank Zappa, verantwortlich war. Es war die Idee der Plattenfirma. "Als ich das hörte, dachte ich: Oh ja, was für eine tolle Idee!", sagt Gillan amüsiert. Der neue Mix klingt "völlig anders", sagt der ergraute Sänger. "Ich verstehe nicht viel davon, aber ich habe absoluten Respekt davor."
Die Box mit LP, 3 CDs, Blu-Ray, Booklet und diversen Erinnerungsstücken enthält außerdem eine remasterte Version des Originalmixes, einen Konzertmitschnitt aus London von 1972 und eine bisher unveröffentlichte Aufnahme von 1971 aus dem später abgebrannten Casino Montreux in eingeschränkter Tonqualität. "Wegen ihrer historischen Bedeutung", heißt es auf der Rückseite der Box. In der Tat ist die Rohaufnahme ein spannendes und hörenswertes Zeitzeugnis.
Trotz aller Nostalgie und unterhaltsamer Geschichten aus der Vergangenheit blickt Ian Gillan schon wieder nach vorne. Längst arbeitet er mit seinen langjährigen Bandkollegen Roger Glover und Ian Paice, dem später hinzugekommenen Keyboarder Don Airey und dem neuen Gitarristen Simon McBride an dem nächsten Studioalbum. Es wird das 23. von Deep Purple sein. Auch die nächste Tournee ist bereits geplant. Ab Oktober kommen die Rockveteranen für mehrere Konzerte auch nach Deutschland.
©Keystone/SDA